Karoline Traunwieser
Sängerin, "Das schönste Mädchen zur Zeit des Wiener Kongresses"
Herkunft
Karoline Traunwieser wurde am 8. Dezember 1794 in Wien geboren. Ihre Mutter war eine Antiquitätenhändlerin aus Heiligenstadt und durch mehrere Jahre hindurch auch Besitzerin des Kamaldulensererbes auf dem Kahlenberg und des dazugehörigen Allodialgutes in Obersievering.
Sängerin, "Das schönste Mädchen zur Zeit des Wiener Kongresses"
Karoline war Sängerin und bestach, so schildern es Zeitzeugen, durch ihre Schönheit. Leider gibt es kein Bild von ihr, das ihre Schönheit dokumentiert. Die männlichen Teilnehmer des Wiener Kongresses sollen der jungen Sängerin in Scharen zu Füßen gelegen sein.
Hammer-Purgstall über seine erste Begegnung mit Karoline Traunwieser
Der österreichische Orientalist Josef Frh. v. Hammer-Purgstall (1774 - 1890), Gründer der Akademie der Wissenschaften (1847), schildert sein erstes Zusammentreffen als 37jähriger mit der 17jährigen Karoline (Lottchen) folgendermaßen:
"Auf einem Balle (am 18.2.1811) bemerkte ich in einem Teile des Tanzsaales (im "Römischen Kaiser" in der Kärntnerstrasse) ein besonderes Gedränge. Ich drängte mich ebenfalls hin und war das erste und einzige Mal in meinem Leben von einer wirklich himmlischen Schönheit ergriffen, wie nie vorher und seitdem. Es war Fräulein Traunwieser, die schönere Tochter der Besitzerin des Kahlenberges (Josefsdorfes), einer in ihrer Jugend auch sehr schönen Frau (Anspielung auf das Horazwort: O Tochter, die du noch schöner bist als deine Mutter. Oden I 16). Lottchen war unstreitig die größte Schönheit Wiens. Eine Peri (wunderschöne persische Fee), wie ich sie nur geträumt, nie gesehen hatte. Ich kann die Empfindung des reinsten ästhetischen Gefühls, womit mich ihre Schönheit am Boden festzauberte, nur mit der vergleichen, womit ich zu Paris vor dem Apollon vom Belvedere festgewurzelt stand. Mir ward, als strömte sie magnetisches Licht aus, dessen Fluten über meinem Haupte zusammenschlugen. Ich fand damals keine Worte, meine Empfindung auszudrücken und finde sie auch heute nicht. Ich war im eigentlichen Sinne smitten with love (außer mir vor Liebe). Lotte war auch eine vortreffliche Sängerin.”
Liebe zu einem Oberst, Tod in Folge von Lungenschwindsucht
Karoline war einem in Wien dienenden französischen Oberst in Liebe ergeben. Dieser fiel beim Rückzuge Napoleons aus Moskau im November 1812 an der Beresina. Zweieinhalb Jahre später starb sie am 8.3.1815 an Lungenschwindsucht, drei Monate nach dem Fürsten de Ligne gleichfalls Verehrer ihrer Schönheit und auf dem Kahlenberg in einem Sommerhäuschen Mieter und Nachfolger ihrer Mutter und deshalb ebenso wie Karoline auf dem Kahlenberg begraben. Nach dem Totenbuch der Stadt Wien starb sie in der Stadtwohnung ihrer verwitweten Mutter Josefa (ihr Vater hieß Johann Michael) in der Kärntner Straße 5.
Das Grab auf dem Kahlenberger Friedhof
Der Hintergrund der Grabinschriften und der Symbole
Der obere Teil der Grabinschrift (Distichen) stammt von Joris, dem Lotte gleichfalls verehrenden Vizedirektor der Wiener Porzellanfabrik.
Die englische Zeile in der Mitte (Ye that ever lost an angel pely me) bedeutet: "Ihr, die ihr jemals einen Engel verloren habt, bemitleidet mich!" und ist von Edward Young (1682-1765), einen geistreichen Lyriker, der seinen Schmerz über den Verlust seiner Frau und seiner beiden Kinder in seiner Dichtung ausklingen ließ.
Den unteren Teil hat Hammer Purgstall während der "Exequien" in der Kahlenbergkirche" gedichtet ("Erinnerungen"). Die Wendung "Der Schönsten schönere" stammt von Spencer.
Die Leier und der Kranz am Giebel des Steines deuten auf die Sangeskunst Karolinen.
Erneuerung des Grabsteins inklusive der Inschrift
Der Hammer-Purgstall-Gesellschaft mit Unterstützung des Bundesministeriums für Unterricht ist es zu verdanken, dass der Grabstein in Granit erneuert worden ist. Der alte Lithographenstein war unleserlich geworden. Die Inschrift konnte wieder hergestellt werden, weil sie Hammer-Purgstall in Sartoris "Mahlerischem Tagebuch" (Wien 1817, 177) veröffentlicht hat.
Weblinks
Wir erinnern uns
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